Dienstag, 23. Juli 2013

Autogramme

• • • Bei fictionBOX.de habe ich (hier!) einen Artikel über die Comic-Con 2013 in San Diego gefunden, der mich über ein ganz anderes Thema als Graphic Novels oder Conventions hat nachdenken lassen: über Autogramme nämlich.

• • • Man mag sich fragen: Warum macht der Kathan sich Gedanken über Autogramme? Der supergroße Durchbruch ist ja noch nicht da für ihn und er wird doch sicherlich nicht ständig Autogramme geben oder? Warum macht der sich Gedanken über sowas?

• • • Antwort: Weil ich ein Schriftsteller bin. Schriftsteller machen sich sehr viele Gedanken, speziell über scheinbar belanglose Themen. Wir denken über Dinge nach, die Andere mit einem Schulterzucken abtun. Aus diesen Gedanken heraus entstehen unsere Ideen und Konzepte für Geschichten. Und ich habe heute eben über Autogramme gegrübelt.

• • • Ich persönlich war und bin als Freund bzw. Fan fantastischer Stoffe nicht interessiert an Autogrammen. Es verschafft mir keine Befriedigung, in einem Buch oder auf einer gedruckten Autogrammkarte die Unterschrift eines Autors, Schauspielers oder Musikstars zu haben. Mir war und ist es nicht wichtig, ein (mitunter schwer lesbares) Autogramm eines anderen Menschen zu besitzen. Ich kann aber das Bedürfnis hiernach sehr gut verstehen - in Sachen Autogramm bin ich einfach ein bisschen anders drauf als andere Leute.

• • • Es gab Zeiten in meinem Leben (vor dem Schreiben), da habe ich sehr viele Autogramme gegeben. Und auch heute gebe ich Autogramme, weil ich verstehe, warum Menschen die Unterschrift ihres Autors haben wollen. Was ich aber nicht tue und nie tun würde, ist Geld für Autogramme zu verlangen.

• • • Es ist gängige Praxis, dass US-amerikanische TV-Stars (speziell auf Conventions) Geld für Autogramme verlangen. Keine Ahnung, wer wieviel von diesem Geld bekommt, aber wenn ich lese, dass Schauspieler auch mal 50 US-Dollar für eine Unterschrift haben wollen, dann zucke ich schon zusammen. Letztlich wird durch das Bezahlen für Autogramme ein ganz bestimmtes Verhältnis zwischen "Star" und "Fan" aufgebaut, das mir persönlich nicht schmeckt. Das ist mir zu distanziert und zu ikonisierend. Der "Star" vermittelt dem "Fan", dass er dankbar (in Form einer Zahlung) sein sollte für ein Autogramm, obgleich der "Star" doch eigentlich von der Gunst des "Fans" abhängig ist. Eine in sich verdrehte Abhängigkeit über Bezahlung. Ich empfinde das seltsam und auch nicht gesund für eine menschliche Begegnung auf gleicher Augenhöhe.

• • • Natürlich respektiere ich das "bestehende System" und die gängige Bezahlpraxis bei Autogrammen. Mein Anliegen hier in diesem Post ist es nicht, irgendetwas zu verdammen. Vielmehr geht es mir darum, mein eigenes Verhältnis dazu darzustellen. Und das ist eindeutig: Ich werde kein Geld für Autogramme nehmen. Im Gegenteil, ich bin dankbar für jede Unterschrift, die ich einem Leser geben darf.

• • • Und jetzt kommen die weiterführenden Gedanken des Schriftstellers zu der ganzen Sache: Was wäre denn, wenn das System "Bezahlen für einen Moment persönlicher Aufmerksamkeit" über Autogramme hinausginge? Wenn beispielsweise jegliche Berührungen oder direktes Ansehen bezahlt werden müsste? Was wäre das dann für eine Welt, wie würde unsere Kultur dann aussehen?

• • • Der Artikel von der Comic-Con hat mich inspiriert zu einigen spannenden "What If"-Überlegungen. Und zu diesem Blog-Post. Und zu der Aussage: Ich werde kein Geld für Autogramme verlangen. :-)

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