Dienstag, 15. März 2011

Die perfekte Maschinerie

• • • Japan erlebte das stärkste dort je gemessenen Erdbeben, eine zehn Meter hohe Tsunami und aktuell eine atomare Katastrophe. Die Situation für die Menschen im Land muss im höchsten Maße beängstigend und verstörend sein - hinzu kommt die Bedrohung durch die Auswirkungen der oben angeführten Ereignisse.
• • • Derweil läuft überall auf der Welt eine perfekte Maschinerie an. Nein, ich meine damit nicht nur die humanitäre Hilfe. Vielmehr geht es mir um die mediale Berichterstattung und die (man verzeihe mir den harschen Begriff) besserwisserische Klugscheißerei in allen Bevölkerungsschichten der Länder, die mit Japan an sich im gleichen Boot sitzen, jetzt aber so tun, als haben die Japaner Bockmist gebaut und man selbst hätte es ja sowohl im Griff als auch schon immer alles besser gewusst.
• • • Da ändern Politiker ihre Jahrzehnte lang vertretene Meinung zum Atomausstieg so offensichtlich, dass es selbst simplen Gemütern auffällt. Da wird die Schuldkeule (»Die sind ja selbst verantowrtlich für diese Situation!«) gegen Menschen geschwungen, die derzeit ums Überleben kämpfen. Und da postulieren auf übersouverän getrimmte Experten, man hätte ja vor irgendwelchen Jahren schon gesagt, dass es irgendwann Probleme geben wird.
• • • Das Letzte, was die Menschen in Japan derzeit brauchen, und das Unpassendste, was man angesichts der erschütternden Bilder aus dem Osten sagen kann, sind moralisierende Zeigefinger und joviale, patriarchal aufgehängte Klugscheißereien. Da geht es Menschen gerade richtig, richtig übel. Wer auch nur einen Hauch von Mitgefühl im Leib hat, der wird seine Vorwürfe und Forderungen einfach mal runterschlucken - und statt dessen überlegen, wie er helfen kann. Allen anderen, die auf dem Rücken des Leids eines Volkes ihre intellektuelle oder moralische Überlegenheit zu demonstrieren suchen, ruf ich einfach mal gepflegt zu: »Fuck you!«.