• • • Ich habe es im vergangenen Jahr in meinem Autoren-Profil bereits angerissen: Mit dem Jahreswechsel (und tatsächlich bereits seit über einer Woche zuvor) habe ich einen Wechsel in den Schwerpunkten meiner Äußerungen auf Facebook vollzogen. Heute möchte ich zuerst die Gründe für diese Veränderung erläutern und dann auf die tatsächlichen Änderungen eingehen.
• • • Wenn man eine HSP (hochsensible Person) mit gleichzeitiger Hochbegabung ist, dann steckt man in einem Dilemma bei Facebook. Ich zumindest. Ich kann unglaublich viele Dinge lesen und diskutieren, aber erlebe eine seit Jahren zunehmende virtuelle Enthemmung, was den Umgang der Leute auf Facebook angeht (und was ich in einer Kurzgeschichte in der Anthologie »Die Bibliothek der Tränen« auch zum Thema mache). Auf Facebook wird gemobbt, gemotzt, beleidigt, behauptet, abgewertet, belächelt und ausgegrenzt. Täglich. Stündlich. Rund um die Uhr. Das ist für eine HSP anstrengend und kraftraubend, denn wenn die Regeln der gewaltfreien Kommunikation und des respektvoll Umgangs miteinander über Bord geworfen werden, leiden HSPen als Erste. So auch ich.
• • • Im Verlauf des letzten Jahres bin ich virtuell-verbal in einer zunehmend heftigen Weise angegangen worden, dass ich immer mehr Zeit und Energie aufwenden musste, das an sich völlig coole Medium Facebook zu ertragen. Diese Entwicklung ging massiv einher mit dem stattfindenden Rechtsruck und zunehmenden Populismus in unserer Gesellschaft; beides wird mit einem stetig heftiger werdenden narzistisch geprägten Bilds des sozialen Umgangs miteinander gespeist. Als politisch nicht nur Interessierter, sondern auch Tätiger bin ich in 2016 mit einem schlimmer werdenden Bullshit-Verhalten konfrontiert - übrigens auch ganz massiv innerhalb der Buchbranche: Im vergangenen Jahr habe ich ein gutes Dutzend Kollegen entfreundet und teilweise sogar geblockt, weil sie die Grenzen des normalgesellschaftlichen Sozialkontakts nicht nur überschritten, sondern denselben massiv entsagt haben. Ganz nach dem Motto »Hauptsache, ich bin die Prinzessin, scheiß auf Respekt und Freundlichkeit.«
• • • Es liegt mir fern, hier herumzujammern. Ich bin ein erwachsener, hochintelligenter Mann - ich halte eine Menge aus. Allerdings weiß ich auch, wo meine Grenzen liegen bzw. ich merke, wann ich Grenzen ziehen möchte, um zum Einen nicht jede Schrottbemerkung zu lesen, zum Anderen solche erst gar nicht zu provozieren. Da ich Facebook als Werkzeug zum Netzwerken, Konzeptarbeiten und kollegialen Austausch nutze, muss ich daher meinen Umgang an die Entwicklung der Umgangsformen in diesem sozialen (!) Netzwerk anpassen.
• • • Ich werde künftig weniger bis gar keine kritischen Äußerungen, politischen Positionierungen und kontroverse Themen mehr bei Facebook posten. Dazu gehören auch reaktive Postings: Im letzten Jahr habe ich oft auf Gelesenes und Erlebtes mit einem Posting reagiert, nicht selten auch ein Posting geteilt mit einem Eingangskommentar von mir; solche Reaktionen werden weniger werden bzw. ich werde sie sein zu lassen. Denn: Ich will agieren, nicht reagieren. Ich will erschaffen, nicht kommentieren. Ich will gestalten, nicht benörgeln. Denn ich bin als Schriftsteller ein kreativ Schaffender, kein Kritiker. Mit meinen Texten kann und will ich Menschen zum Nachdenken anregen, ihre Welt verändern und ihnen Einblicke verschaffen. Äußerungen und Aktivitäten und Projekte anderer Leute zu kritisieren ist meines Erachtens nach der schwächere Weg, den Menschen als Künstler etwas mitzugeben. Kraftvoll ist es, neue und vor allem eigene Impuls auszusenden. Das will ich künftig vermehrt tun ... mal abgesehen davon, dass ich mir damit das Arschlochverhalten diverser »Freunde« erspare. Obwohl: Früher oder später kommt das eh zutage ... ;-)
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